SonstigesHinteregger Alm
![Hinteregger Alm](/images/picdb/81/3660.jpg)
Die Hinteregger Alm liegt auf einer Geländestufe nördlich der Bezirksstadt Liezen, am Fuße des Hochangern-Gebirgsstocks in einer Seehöhe von ca. 1.150 m bis ca. 1.350 m. Das Gesamtausmaß beträgt 184 ha, davon sind etwa 10 ha Wald, der Rest ist reine Weidefläche. In den angrenzenden Gebieten der Waldgenossenschaft Liezen besitzt die Almgenossenschaft das Almnutzholz- und Servitutsweiderecht, sodass den jährlich ca. 220 Stück Weidevieh eine Weidefläche von etwa 450 ha zur Verfügung steht. Um ein Ausbrechen des Weideviehs zu verhindern, müssen diese 450 ha Weide alljährlich mit einem Stacheldrahtzaun umzäunt werden. Die Gesamtzaunlänge beträgt ca. 6 km. Die Almfläche im Ausmaß von 184 ha ist in 229 Anteile aufgeteilt, welche sich 23 Mitglieder in verschieden großer Anteilanzahl aufteilen. Von den 23 Almmitgliedern haben nur 4 keine Almgebäude.
Die Almen in unserem Gebiet wurden vor zirka 800 bis 1000 Jahren urbar gemacht. Es ist also anzunehmen, dass die Hinteregger Alm auch in dieser Zeit entstanden ist. Almen haben für die Bauern schon immer eine große wirtschaftliche Bedeutung gehabt und diese landwirtschaftliche Notwendigkeit nimmt in der heutigen Zeit immer mehr zu. Dies betrifft vor allem Liezen, da im Talbereich immer mehr Gründe verbaut werden. Die Bauern werden im Stadtbereich mehr und mehr eingeengt. Auch für die Überlebenschance der Bergbauern ist die Hinteregger Alm lebenswichtig. Früher gehörte zu jeder Niederalm meist auch eine Hochalm. Hinteregg wurde als Niederalm betrachtet, die Angeralm hinter dem Hochanger-Gebirgsstock war die dazugehörige Hochalm. Meistens schon Ende Mai - je nach Schneelage wurde mit den Tieren auf die Hinteregger Alm aufgefahren. Heutzutage geschieht dies erst um 14 Tage später.
Um den Peterstag, das ist der 29. Juni wurden die Rinder von der Hinteregger Alm auf die Angereralm aufgetrieben. Diejenigen Bauern, die auf der Angereralm kein Weiderecht hatten, oder diesen beschwerlichen Weg nicht mitmachen wollten, mussten zu diesem Zeitpunkt die Tiere wieder ins Tal abtreiben. Nach dem 15 . August, wenn die Hochalm größtenteils abgegrast war, wurde wieder zurück zur Hinteregger Alm getrieben. Auch die ins Tal abgefahrenen Bauern konnten wieder auftreiben. Während der viehlosen Sommermonate konnte das Weidegras auf der Hinteregger Alm wieder gut anwachsen.
Die Kühe hatten wunde Klauen
Der Auftrieb von der Hinteregger Alm auf die Angereralm war zur damaligen Zeit für Mensch und Tiere in äußerst beschwerlicher Weg. Der 1956 verstorbene letzte Viehhalter der Hochalm, Herr Anton Zechner vlg. Unterbreinsberger hat auf einem Tonband, welches heute noch existiert, erklärt, je weiter man mit den Tieren zur Angereralm kam, desto größer wurden die von den wundgetretenen Füßen der Kühe stammenden Blutflecken auf den Steinen. Schweine konnten diesen beschwerlichen Weg auf die Angereralm nicht bewältigen, sie blieben auf der Hinteregger Alm zurück. Deshalb mussten die Sennerinnen jeden zweiten Tag den beschwerlichen Weg von der Angereralm zur Hinteregger Alm zurücklegen, um die Schweine zu füttern. Dazu trugen sie das bei der Butter- und Käseherstellung abfallende "Kawasser" heute Molke genannt - in einem Holzbehälter auf dem Kopf. Beim Wiederaufstieg musste von den Sennerinnen Grünfutter für die Kühe von den höheren Südhängen des Hochangerer wieder mit hinaufgetragen werden.
Schafe auf der Angereralm
lm Jahr 1885 wurden das letzte Mal Kühe und 1896 oder 1897 das letzte Mal Jungvieh auf die Angereralm getrieben. Schafe, welche vorher nur die schlecht zugänglichen Gebiete beweideten und unter größten Schwierigkeiten von den besseren Weideflächen der Rinder ferngehalten werden mussten, konnten ab diesem Zeitpunkt nun auch die Weideflächen der Angereralm mitbeweiden. Damals wurden bis zu 500 Schafe aufgetrieben. Heute sind es nur mehr zirka 40 5tück.
Genaue Statuten und Buchführung
Aus dem Jahre 1887 existieren noch Statuten der Almgenossenschaft, die zum Teil noch heute Gültigkeit haben. Außerdem gibt es seit dem Jahre 1885 ein Protokollbuch, wo sämtliche Hauptversmamlungen niedergeschrieben sind. Aus der Niederschrift über eine Hauptversammlung vom 30. Mai 1898 ist zu entnehmen, dass trotz ordnungsgemäßer Einladung der Almmitglieder nur der Obmann zur Hauptversammlung erschienen war. Der Grund war unbekannt. Der Obmann, Herr Köberl, hielt dann nach der statutenmäßigen Zuwartezeit alleine eine Vollversammlung ab und fasste auch Beschlüsse.
Aus weiteren zwei Protokollen um 1900 geht hervor, dass auf Grund des hohen herrschaftlichen Wildbestandes vier bis fünf Wochen vor dem Viehauftrieb die Einstellung eines Wildaushütters beschlossen wurde, um das Wild von den Almflächen fernzuhalten.
Im Winter 1947/48 ging vom Predigt-Stuhl durch die Schaden-Riese eine verheerende Lawine nieder, die insgesamt elf Almgebäude zum Teil gänzlich zerstörte.
Waren es 1887 noch 33 Almmitglieder, wie aus den 1. Statuten hervorgeht, so sind es derzeit noch 23 Mitglieder. Obwohl die Alm von den einzelnen Mitgliedern in verschiedenster Weise genützt wird, gibt es sehr viel Verständnis füreinander und die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Der derzeitige Almvorstand (Stand 2007) Roman Frosch, Friedrich Tasch und Anton Platzer sind sehr um eine ausgleichende und vor allem um eine wirtschaftliche und richtige Almführung bemüht, damit sich alle Almbesitzer und Almbesucher auch zukünftig an der Hinteregger Alm erfreuen können.
Der Ankauf der Alm
1949 war für die Almbauern ein ganz entscheidendes Jahr. Sie kauften die Hinteregger Alm, die bis dahin im Besitz der Stadtgemeinde Liezen war. Interessant ist, wie es zu diesem Almkauf kam: Die damals junge Stadtgemeinde hatte einen Zubau bei der bestehenden Volksschule zur Errichtung einer Hauptschule begonnen. Bis dahin hatten die Liezener Schulkinder die "Bürgerschule" Rottenmann besuchen müssen.
Der Rohbau dieser Hauptschule konnte noch finanziert werden, dann aber blieben die zugesagten Förderungsmittel aus. Der damalige Bürgermeister Franz Wimmler (nicht zu verwechseln mit dem langjährigen Bürgermeister Karl Wimmler) sinnierte in einer Gemeinderatssitzung in der über dieses Problem gesprochen wurde: "Ja, wenn man wenigstens die Hinteregger Alm verkaufen könnte". Der Obmann und gleichzeitige Gemeinderat Obmann Frosch sen. bat gleich darauf um eine Unterbrechung der Sitzung um mit den ebenfalls im Gemeinderat anwesenden Bauern über diese ldee zu beraten. Nach dieser Unterbrechung teilte Herr Frosch dem Bürgermeister den Entschlusse der Bauern mit, die Alm zu kaufen. Obmann Frosch hatte in der darauffolgenden Zeit die schwierige Aufgabe, alle Almbauern von der Wichtigkeit dieses Almkaufes zu überzeugen.
1949 wurde der Almkauf beschlossen. In den darauffolgenden Jahren zeigte sich die Richtigkeit dieses Kaufes, denn nur dadurch konnte eine Zersiedelung verhindert werden und die Hinteregger Alm steht noch heute ihren vielen Besuchern als naturbelassen Alm zur Verfügung.
In den 50er- und 60er- Jahren wurde es immer schwieriger, für die beschwerliche und arbeitsaufwendige Butter- und Käseerzeugung Sennerinnen zu bekommen. Dadurch nahm der Almauftrieb immer mehr ab, sodass die Gefahr bestand, dass die Alm nicht mehr vollständig abgegrast wurde und den Almcharakter verlieren könnte. Erst durch die Errichtung eines Weges auf die Hinteregger Alm wurde die Milchabfuhr erleichtert und die Almwirtschaft nahm wieder einen starken Aufschwung.
Die Straße auf die Alm entsteht
Seit dem Beginn der 50er-Jahre wurden immer wieder Anstrengungen unternommen, einen befahrbaren Weg zu erschließen. 1956 konnte dann endlich mit dem Straßenbau begonnen werden und nach achtjähriger Bauzeit waren sämtliche Almhütten mit Fahrzeugen erreichbar.
Dafür waren viele Arbeitsstunden und größter persönlicher Einsatz fast aller Almmitglieder notwendig. Da es damals außer kleinen Traktoren mit kleinen Anhängern keine technischen Hilfsmittel gab, musste jeder Stein für den 10 km langen Wegunterbau mit der Hand auf - und wieder mit Hand abgeladen werden. Und wie schon bei den alten Römern musste bei den vielen weichen und morastigen Stellen des Weges jeder Stein stehend in den Boden gestellt werden, und die Tragefähigkeit der Straße zu erhöhen. Nur dadurch hält der Weg heute noch den immer schwerer werdenden Fahrzeugen stand. Zu Beginn lehnte die Gemeinde noch jede Mitbeteiligung am Wegbau ab. Erst als dieses Projekt fast fertig gestellt war, übernahm die Stadtgemeinde Liezen zuerst mit nur 9% einen kleinen Beiliegungsanteil.
Heute wird dieser Weg zu mehr als 90% von der Öffentlichkeit genutzt. Daher hat die Stadtgemeinde den größten Teil der Wegerhaltung übernommen. Leider forderte der Straßenbau im Jahre 1962 ein tragisches Opfer. Der langjährige Obmann und Hauptverantwortliche für den Almkauf und den Straßenbau, Roman Frosch, verunglückte bei einer Fahrt auf die Hinteregger Alm tödlich. Ihm zu Ehren wurde auf der Alm ein Gedenkstein errichtet.
Ein großes Problem war der Wassermangel im höher gelegenen Teil der Alm - im sogenannten "Himmel". Hier gab es kein Quellwasser, dieses musste 700 bis 800 m hergeschleppt werden. Erwähnen muss man, dass die Alm seit jeher in drei Stufen eingeteilt war: Ganz unten liegt die "Hölle" etwa in der Mitte das "Fegefeuer" und der obere Teil wird der "Himmel" genannt. Die Quellen befinden sich im Fegefeuer.
Während der Obmannperiode von Herrn Fritz Tasch konnte auch der "Himmel" mit Wasser versorgt werden. 1968 bis 1969 wurde die Wasserleitung neu gebaut. Dabei wird mittels eines Pumpwerkes das Wasser zu einem Hochbehälter gefördert und von dort aus zu allen Hütten geleitet. Durch die nun immer intensivere Almbewirtschaftung war es notwendig Anfang der 80er-Jahre einige Flächen erfolgreich zu entwässern und 1996 wurde erstmals der Versuch gestartet, das Jungvieh mittels eines fast 3 km langen elektrischen Weidezauns in die Randgebiete im Westen und im Osten der Alm auszuzäunen, sodass der wertvollere Weidebereich um die Almhütten für die mehr als 100 Milchkühe alleine genutzt werden kann. Von diesen Kühen werden in den Sommermonaten ca. 125.000 l Milch an die Landgenossenschaft Ennstal abgeliefert. Diese Maßnahme hat sich als außerordentlich erfolgreich und weideberuhigend herausgestellt. Es konnte dadurch erreicht werden, dass man Mastochsen und Jungkalbinnen in zwei gänzlich getrennte Weidegebiete eintreiben kann. Außerdem werden jährlich viele Stunden für almpflegliche Maßnahmen wie Schwenden, Distelmähen oder Wegerhaltung geleistet.
Besitzer der Hinteregger Alm
- 2012
Stand 2012:
Eder Max. vlg. Grogg 12 Anteile
Frosch Roman, vlg. Gampersberger 10 Anteile
Götzenauer Erwin, vlg. Kopp 10 Anteile
Gruber Josef, vlg. Fesl 12 Anteile
Huber Christian, vlg. Kreuzhäusler 4 Anteile
Illmaier Johann, vlg. Erber 18 Anteile
Karow Dagmar, vlg. Dechler 3 Anteile
Ing. Liegl Ferdinand, vlg. Grabenbauer 3 Anteile
Linortner Franz, vlg. Kroisen 8 Anteile
Luidolt Justine, vlg. Buchauer 4 Anteile
Oberegger-Kink, vlg. Lindmaier 4 Anteile
Pichler Balthasar, vlg. Schmiedveitl 9 Anteile
Platzer Anton, vlg. Untermauthuber 41 Anteile
Rapposch Gerda, vlg. Schwoaga 6 Anteile
Riegler Monika, vlg. Tasch 11 Anteile
Edwin Krug, vlg. Schuster i. Troin 8 Anteile
Stangl Ewald, vlg. Zierer 13 Anteile
Tasch Friedrich, vlg. Schlagerbauer 9 Anteile
Vasold OHG, vlg. Untersaler 4 Anteile
Wöhrer Jörg, vlg. Mehsenhube 4 Anteile
Wulz Jörg, vlg. Mosshammer 6 Anteile
Zechner Anton, vlg. Unterbreinsberger 18 Anteile
insgesamt 229 Anteile