Gemeindekennziffer: 61259

GebäudeSengsschmiedweg 47

  • Adresse
    Sengsschmiedweg 47a, 47c
  • |
  • Lage
    Nördlich des Ortes vor dem Anstieg zu den Weißenbacher Wänden. In der Nähe der Mündung des Schretteckbaches in den Weißenbach.

Sengsschmiedweg 47

Besitzer:


1805 Hans Moser

1810 übernahm die verwitwete Johanna Moser den Besitz

1843 Franz Moser 

1865 Anton Moser


Ursprünglich war das Sensenwerk eine Nagelschmiede, bis 1738 diese Veit Moser in eine Sensenschmiede umwandelte. Ursprünglich war das Anwesen Sengsschmied nicht sehr groß, unter der Familie Moser wurde es aber beständig vergrößert. Ende des 19. Jahrhunderts waren ungefähr 20 Schmiedgesellen im Sensenwerk und 7 bis 8 Standknechte, ein Rossknecht und ein Viehhalter in der Landwirtschaft tätig.


Im Sensenwerk wurde das Rohmaterial, die sogenannten Floßen, aus Rottenmann bezogen, zuvor wahrscheinlich vom Schmelzofen am Pyhrn. Die benötigte Holzkohle für die Essen erzeugte man größtenteils selbst.


In den letzten Jahren des Bestehens des Sensenwerkes wurden täglich 65 Sensen erzeugt. Die Sensen wurden in der sogenannten "Kram", einem Magazin, aufbewahrt. Nach einer letzten Überprüfung wurden sie in Fässern verpackt und so für den Transport vorbereitet. Einen Teil der Sensen brachte man über den Pyhrnpass, den Großteil über St. Michael. Die meisten Sensen gingen aber nach Russland. Grund dafür war kein besonders hoher Bedarf an diesem Werkzeug, sondern der hochqualitative Stahl. Zur damaligen Zeit durfte aus der Steiermark kein Stahl ausgeliefert werden, nur Fertigwaren. Somit wurde diese Regelung umgangen.


Die beim Sengsschmied gefertigten Sensen, Hacken, Sicheln oder Strohmesser waren jeweils mit einem eigenen Eisenstempel, dem sogenannten "Aufschlagzeichen" versehen, einem nach links schauenden Hirschkopf.


Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde das Geschäft mit der Eisenverarbeitung aufgrund Konkurrenz, Restriktionen durch Rad- und Hammerherren und Herzöge immer schwieriger. 


1865 waren im Sensenwerk 2 Breithammer und 4 Zainhammer in Betrieb, dennoch ging das Werk keiner guten Zukunft entgegen. 1894 verstarb Anton Moser, der Besitz ging an seine Ziehtochter Johanna Erber über, welche das Werk 1896 an Karl Krämer aus Malsheim in Württemberg verpachtete.


1897 verehelichte sich Johanna Erber mit dem Gastwirt Michael Pugneth aus Liezen. Das Ehepaar verkaufte das gesamte Anwesen dem Holzhändler Johann Steinbacher. Damit war das Ende des Sensenwerkes besiegelt. Bis in die 1940er Jahre waren noch Teile der einzelnen Hammer vorhanden.



Quelle: Margarethe Aigner "Aus der Geschichte Liezens"; Weißenbach - Einst und heute, Gemeinde Weißenbach, Hrsg., 1999, S. 37-41.
Verfasser: Mag. Katharina Ernecker, 22.09.2023.
Letzte Überarbeitung: 22.09.2023
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