Zum
Abschluss einer Neueindeckung des
Kirchendaches und einer Reparatur der Kuppel wurde in der Kugel des Kirchturms
ein Gedenkblatt mit folgendem Text aufbewahrt:
Unter
dem Pontificate Seiner Heiligkeit Papst Leo XIII. und der glorreichen Regierung
Seiner k. k. apostolischen Majestät Franz Josef I. Kaiser von Österreich, König
von Ungarn etc. etc. im Jahre des Heiles Eintausendachthundertachtzig und
sieben wurde dieser dem heiligen Märtyrer Vitus geweihte Gotteshaus einer
Renovierung unterzogen.
Bis
zu diesem Zeitpunkte waren Kuppel des Thurmes und Bedachung der Kirche aus Holz
und mehrmals schon war in Folge dieser Bedachung das Gotteshaus in Gefahr ein
Raub der Flammen zu werden.
Als
sich die Notwendigkeit einer Neueindeckung des Daches und der Reparatur der
Kuppel ergab, wurde über Anregung des Bürgermeisters von Liezen vom Kirchen -
Konkurrenz - Ausschusse beschlossen, zur Sicherung des Gotteshauses die
Turmkuppel mit Blech, die Bedachungen mit Wienerberger Ziegeln einzudecken.
Hiebei
übernahmen die zur Pfarrgemeinde Liezen gehörigen Ortsgemeinden Liezen, Pyhrn
und Weißenbach bei dem Umstande, als der Patron der Kirche, die Herrschaft
Rottenmann nur zur Eindeckung des eigentlichen Kirchendaches mit Ausschluß der
noch nicht reparaturbedürftigen Anbauten, und nur zu den Kosten einer
Neueindeckung des allein schadhaften oberen Theiles der Kuppel mit Holz
herangezogen werden konnte, freiwillig die Mehrkosten auf sich.
Die
Zimmermanns Arbeit bei der Renovierung besorgte der Zimmerer Mathias Häusler,
Besitzer der Scheppererkeusche in Liezen, die Deckung des Thurmes mit
verzinktem Eisenblech Herr Anton Hahsner, Spenglermeister in Liezen, die
Ziegeleindeckung Herr Johann Hainzl, Ziegeldeckermeister in Inzersdorf bei
Wien.
Die
Maurerarbeiten und die Neurenovierung des Thurmes wurden Herrn Simon Gschwandtner,
Maurermeister in Liezen übertragen.
Bei
dieser Gelegenheit wurde auch Kuppel und Kreuz von der Thurmspitze herabgenommen
und durch den hiesigen Maler Franz Hitzelsteiner neu vergoldet.
Heute
am 4. September 1887, dem Feste der heiligen Schutzengel wurde in feierlicher
Weise nach Einweihung des Kreuzes Kugel und Kreuz wieder als weithin sichtbares
Zeichen des Gotteshauses an Ort und Stelle gebracht.
Zur
Erinnerung an diesen Tag und als Kunde für kommende Geschlechter wurde hiebei
dieses Gedenkblatt verfasst und der Kuppel anvertraut.
Wenn
in späterer Zeit die Kugel wieder herabgenommen, die Kapsel geöffnet wird, so
diene den Lesern dieses Gedenkblatt zur Kenntnis, daß Liezen im Jahre 1887 -
274 Hausnummern und laut Volkszählung vom Jahre 1880 - 1920 Einwohner hatte.
Dasselbe
war Sitz der Bezirkshauptmannschaft mit dem Bezirksbauamte, Sitz des
Bezirksgerichtes; es befand sich daselbst 1 Advokat und 1 Notar, sowie eine
vierklassige Volksschule.
An industriellen
Unternehmungen befand sich hier eine Dampfsäge der Firma Morpurgo et Parente
aus Triest.
Das
Vermögen der Gemeinde Liezen betrug 1887 die Summe von 13752 Fl, das des
Armenfondes 2600 Fl, die Steuervorschreibung 7634 Fl, wovon 30 % für
Gemeindezwecke eingehoben wurden.
Mit
dem Wunsche, daß das Kreuz vom Thurme des Gotteshauses noch lange Jahre in das
Thal hinausleuchte, und Liezen nebst den Nachbargemeinden Pyhrn und Weißenbach
blühe und gedeihe, wurde dieses Gedenkblatt von den Theilnehmern an der
Feierlichkeit gefertiget und dem Schutze der Kugel anvertraut, die es getreu
bewahren möge bis zum Tage, wo in späteren Zeiten ein neues Geschlecht hieraus
Kenntnis erlangt, wie es bei den Voreltern gewesen.